Fragt man Menschen auf der Strasse, wofür Logopädie zuständig ist, werden vielleicht die Stichworte korrekte Aussprache, Mundmotorik oder Stottern fallen. Mit den Stichworten verbunden ist die Kindertherapie. Das Arbeitsfeld der Logopädin und des Logopäden geht aber über die gesamte Lebensspanne: Im Berufsleben können Probleme mit ihrer Stimme auftreten oder ein Schlaganfall verhindert, dass wir ohne Anstrengung sprechen können und Lesen und Schreiben mühsam wird.
Und dann gibt es eben noch die Demenz. Die Alzheimersche Erkrankung ist die bekannteste Erscheinungsform, es gibt aber sehr unterschiedliche Ausprägungen, die unter dem Begriff Demenz zusammengefasst sind. Die Diagnose stellt die ärztliche Praxis oder eine Memory-Klinik. Orientierungs- und Gedächtnisstörungen zeigen sich, die Erkrankung beginnt aber meist durch beginnende Sprachstörungen. Betroffene klagen oft selbst, dass sie die Worte nicht finden und Gesprächen nicht folgen können. Mit Betroffenen sind nicht nur Menschen in Pflegeheimen gemeint, die Erkrankung kann sich teilweise schon mitten im Leben zeigen. Häufig sind die Patienten und Patientinnen erst um die 65 Jahre alt. Bei der heutigen Lebenserwartung und Lebensführung fällt das unter «jung».
Was kann die Logopädin und der Logopäde tun? Die Logopädie kann dabei unterstützen, die Sprache und das Gespräch aufrecht zu erhalten. Es muss nicht um Verbesserung gehen. Aber Verzögerung des Krankheitsverlaufs, Stützung des Selbst, der Depression entgegenwirken sind die übergeordneten Ziele. Sprach- und Sprechübungen, Lesen und schreiben auf einem geeigneten Niveau und die Beratung oder auch das Coaching, wie Gespräche gelingen, sind das Programm. In der heutigen Zeit kann auch ein Thema sein, wie die Teilhabe an der Kommunikation mit dem Handy aufrechterhalten werden kann.
Beispiel. Stellen Sie sich einen 63jähriger Mann vor, der vor der Erkrankung engagiert im Beruf und sportlich aktiv war und ein Ehrenamt ausübte, der zu Hause mit seiner Partnerin lebt und der vor vier Monaten die Diagnose Alzheimersche Erkrankung erhielt.
Mit der Logopädin
Logopädie lohnt sich. Demenz ist eine Krankheit. Wer krank ist, hat das Recht auf Behandlung. Das Argument, es wird sowieso nur schlechter, ist nicht zulässig. Nichtstun ist keine Option für kranke Menschen. Teilhabe am Leben ist immer das Ziel. Und für die Teilhabe ist Kommunikation absolut entscheidend.
Prof. Dr. Jürgen Steiner
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