Künstliche Intelligenz in der Logopädie – Chancen für Diagnostik und Therapie

Symbolbild Idee Wolke mit Glühbirne.pngDas Thema Künstliche Intelligenz (KI) macht auch vor der Logopädie nicht halt. Unbestritten ist: KI kann Logopäd:innen nicht ersetzen! Insbesondere, weil die Beziehungsebene eine zentrale Rolle in der therapeutischen Arbeit spielt. Dennoch eröffnen sich durch den gezielten Einsatz von KI zahlreiche neue Möglichkeiten, sowohl für Fachkräfte ebenso wie für Betroffene und Angehörige. KI-Systeme sind in der Lage, sich rasch auf neue Aufgaben einzustellen und dabei menschliche Denkstrategien wie Problemlösen oder kreative Lösungsansätze nachzuahmen. Eine Fähigkeit, die auch in der logopädischen Praxis zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Die Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten wächst stetig. Neben bekannten Tools wie ChatGPT gibt es mittlerweile zahlreiche weitere KI-Anwendungen, die in der Logopädie unterstützend und effizient eingesetzt werden können, zum Beispiel:

  • Literaturrecherchen zu spezifischen logopädischen Störungsbildern und Themen
  • Individuelle Spiel- und Übungsideen für verschiedene Altersgruppen
  • Bildgenerierung für Therapiematerialien
  • Textbausteine für Berichte oder komplexe Gesprächsanlässe
  • Automatisierte Analysen, z. B. von Schriftproben oder Audioaufnahmen

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei die präzise Formulierung von Prompts, also der Aufgabenstellung, mit der man eine KI „füttert“. Je klarer und strukturierter der Prompt, desto besser und passgenauer das Ergebnis.

Beispiel für einen therapeutischen Prompt:

„Schreibe eine kindgerechte Inputgeschichte (max. 250 Wörter) für eine logopädische Therapieeinheit (Alter: 4–6 Jahre), in der gezielt bestimmte Artikel (der, die, das) und Pluralformen geübt werden. Verwende einfache, klare Sätze. Thema: Ein Besuch auf dem Bauernhof. In der Geschichte sollen mindestens 6 zentrale Nomen vorkommen (z. B. der Traktor – die Traktoren, die Kuh – die Kühe, das Schwein – die Schweine), jeweils im Singular und Plural. Nutze viele Wiederholungen und bildhafte Sprache.“

Chancen und Grenzen reflektiert betrachten

KI kann logopädische Fachpersonen im Alltag spürbar entlasten. Insbesondere bei der Vorbereitung, Dokumentation oder Ideengenerierung. So entstehen neue Freiräume für das Wesentliche: eine personenzentrierte, individuell abgestimmte und evidenzbasierte Therapie. Auch für Betroffene und Angehörige ergeben sich Potenziale: Therapiebegleitende Tools können, besonders bei Fachkräftemangel oder Wartezeiten, die Frequenz der sprachlichen Förderung erhöhen und die Eigenaktivität stärken.

Gleichzeitig ist der verantwortungsvolle Umgang mit KI unerlässlich: Datenschutz und der Schutz sensibler Gesundheitsdaten müssen oberste Priorität haben. Inhalte aus KI-Tools sollten stets kritisch überprüft werden, da sie fehlerhaft oder veraltet sein können.

Fazit: Künstliche Intelligenz ist kein Ersatz, aber eine wertvolle Unterstützung, wenn sie sinnvoll, reflektiert und ethisch verantwortungsvoll eingesetzt wird.

Meine Top 5 Empfehlungen zu KI für die logopädische Praxis (kostenlose KI Tools):

 

Elisa Choudery, Dr., Logopädin und Dozentin an der Hochschule für Logopädie Ostschweiz (hlo)

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